Liebe Menschen!
Es mag ungewöhnlich sein, dass ich mich mittels Leserbrief an Euch wende. Jetzt, nachdem nun mein Namenstag wieder vorbei ist, habe ich Zeit, diese Zeilen zu verfassen.
Als ich, nach meinem Tod im Jahre 345 vor allem innerhalb der griechischen Kirche verehrt wurde, war ich schon einigermaßen überrascht, weil ich mit meinen Taten keine Geschichte schreiben wollte. Da es aber das Böse gegeben hat, wollte ich mit gutem Beispiel vorangehen. Dass mit meinem Namen ein Nikolo-Siegeszug um die ganze Welt entfacht würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Viele Jahrhunderte später wurde mir der Krampus – mit dem ich zuvor keine freundschaftlichen Kontakte pflegte – an die Seite gestellt. Was diese Inszenierung betrifft, muss ich der Menschheit ein Kompliment aussprechen: Das Böse dem Guten gegenüber zu stellen, war ein wirkungsvolles Signal. Die alten Nikolospiele legen die Zerrissenheit der Menschenseele bloß und lassen stets das Gute über das Böse siegen. Generationen von Menschen haben diesen Sieg als Leitbild für sich selber angenommen und weiter getragen. Heute vermeidet Ihr diese Gegenüberstellung, alsob das Abbild des Bösen nicht mehr zumutbar wäre. Ich, der keine Mühe hatte, sich gegenüber dem Krampus zu behaupten, teile nur mehr Süßigkeiten aus. Versteht Ihr die Worte eines alten, weisen Mannes?