Gedichte

Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr

von Rainer Maria Rilke Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr, da hörst Du alle Herzen gehn und schlagen wie Uhren, welche Abendstunden sagen: Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr, da werden alle Kinderaugen gross, als ob die Dinge wüchsen die sie schauen, und mütterlicher werden alle Frauen und alle Kinderaugen werden gross. Advent-Austria Buchtipps: Da musst du draussen gehn im weiten Land willst du die Weihnacht sehn, die unversehrte als ob dein Sinn der Städte nie begehrte, so musst

Vom Himmel hoch, da komm ich her

von Martin Luther 1. Vom Himmel hoch, da komm’ ich her. Ich bring’ euch gute neue Maer, Der guten Maer bring’ ich so viel, Davon ich sing’n und sagen will. 2. Euch ist ein Kindlein heut’ gebor’n Von einer Jungfrau auserkor’n, Ein Kindelein, so zart und fein, Das soll eur’ Freud’ und Wonne sein. 3. Es ist der Herr Christ, unser Gott, Der will euch fuehr’n aus aller Not, Er will eu’r Heiland selber sein, Von allen Suenden machen rein. 4. Er bringt euch alle Seligkeit, Die Gott

Vorfreude auf Weihnachten

von Joachim Ringelnatz Ein Kind – von einem Schiefertafel-Schwämmchen Umhüpft – rennt froh durch mein Gemüt. Bald ist es Weihnacht! – Wenn der Christbaum blüht, Dann blüht er Flämmchen. Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt Uns mild. – Es werden Lieder, Düfte fächeln. – Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt, Wird dann doch gütig lächeln. Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! – Uns alle Kinder fühlen

Ich seh so gern im Lichtgewand

von Rainer Maria Rilke Ich seh so gern im Lichtgewand dort in der blauen Ätherferne allnächtig wandeln stille Sterne, ich fühle ihnen mich verwandt. Sie warens, die in frühster Zeit schon tief in meine Seele schauten, sie waren balde die Vertrauten für meine Lust und für mein Leid. Advent-Austria Buchtipps: Es ist – wie könnt es anders sein – mein ganzes Herze ihnen offen, und ihnen möcht ich all mein Hoffen aus in die stillen Lüfte streun. Dies Hoffen säh ich dann so gern

Der Weihnachtsbaum

von Joachim Ringelnatz Es ist eine Kälte, dass Gott erbarm! Klagte die alte Linde, Bog sich knarrend im Winde Und klopfte leise mit knorrigem Arm Im Flockentreiben An die Fensterscheiben. Es ist eine Kälte! Dass Gott erbarm! Drinnen im Zimmer war’s warm. Da tanzte der Feuerschein so nett Auf dem weißen Kachelofen Ballett. Zwei Bratäpfel in der Röhre belauschten, Wie die glühenden Kohlen Behaglich verstohlen Kobold- und Geistergeschichten tauschten. Dicht am Fenster im kleinen Raum Da

Wir sind die Treibenden

von Rainer Maria Rilke Wir sind die Treibenden. Aber den Schritt der Zeit, nehmt ihn als Kleinigkeit im immer Bleibenden. Alles das Eilende wird schon vorüber sein; denn das Verweilende erst weiht uns ein. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Weihnachten Gedicht

von Joachim Ringelnatz Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle, Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit, Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle Schöne Blumen der Vergangenheit. Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise, Und das alte Lied von Gott und Christ Bebt durch Seelen und verkündet leise, Dass die kleinste Welt die größte ist. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Die hohen Tannen atmen heiser

von Rainer Maria Rilke Die hohen Tannen atmen heiser im Winterschnee, und bauschiger schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser. Die weissen Wege werden leiser, die trauten Stuben lauschiger. Da singt die Uhr, die Kinder zittern: Im grünen Ofen kracht ein Scheit und stürzt in lichten Lohgewittern, – und draussen wächst im Flockenflittern der weisse Tag zur Ewigkeit. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Glückliches

von Rainer Maria Rilke Und wir, die an steigendes Glück denken, empfänden die Rührung, die uns beinah bestürzt, wenn ein Glückliches fällt. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Einsiedlers Heiliger Abend

von Joachim Ringelnatz Ich hab’ in den Wehnachtstagen – Ich weiß auch, warum – Mir selbst einen Christbaum geschlagen, Der ist ganz verkrüppelt und krumm. Ich bohrte ein Loch in die Diele Und steckte ihn da hinein Und stellte rings um ihn viele Flaschen Burgunderwein. Advent-Austria Buchtipps: Und zierte, um Baumschmuck und Lichter Zu sparen, ihn abend noch spät Mit Löffeln, Gabeln und Trichter Und anderem blanken Gerät. Ich kochte zur heiligen Stunde Mir Erbsensuppe und Speck

Es treibt der Wind im Winterwalde

von Rainer Maria Rilke Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt wie balde sie fromm und lichterheilig wird; und lauscht hinaus. Den weissen Wegen streckt sie die Zweige hin – bereit und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Es gibt so wunderweisse Nächte

von Rainer Maria Rilke Es gibt so wunderweisse Nächte, drin alle Dinge Silber sind. Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte zu einem neuen Jesuskind. Weit wie mit dichtem Demantstaube bestreut, erscheinen Flur und Flut, und in die Herzen, traumgemut, steigt ein kapellenloser Glaube, der leise seine Wunder tut. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Wintermorgen

von Rainer Maria Rilke Der Wasserfall ist eingefroren, die Dohlen hocken hart am Teich. Mein schönes Lieb hat rote Ohren und sinnt auf einen Schelmenstreich. Die Sonne küßt uns. Traumverloren schwimmt im Geäst ein Klang in Moll; und wir gehn fürder, alle Poren vom Kraftarom des Morgens voll. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Die heiligen drei Könige

von Rainer Maria Rilke Einst als am Saum der Wüsten sich auftat die Hand des Herrn wie eine Frucht, die sommerlich verkündet ihren Kern, da war ein Wunder: Fern erkannten und begrüßten sich drei Könige und ein Stern. Drei Könige von Unterwegs und der Stern Überall, die zogen alle (überlegs!) so rechts ein Rex und links ein Rex zu einem stillen Stall. Advent-Austria Buchtipps: Was brachten die nicht alles mit zum Stall von Bethlehem! Weithin erklirrte jeder Schritt, und der auf einem Rappen

Der Abend kommt von weit gegangen

von Rainer Maria Rilke Der Abend kommt von weit gegangen durch den verschneiten, leisen Tann. Dann presst er seine Winterwangen an alle Fenster lauschend an. Und stille wird ein jedes Haus; die Alten in den Sesseln sinnen, die Mütter sind wie Königinnen, die Kinder wollen nicht beginnen mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen nicht mehr. Der Abend horcht nach innen, und innen horchen sie hinaus. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Vorfreude auf Weihnachten

von Joachim Ringelnatz Ein Kind – von einem Schiefertafel-Schwämmchen Umhüpft – rennt froh durch mein Gemüt. Bald ist es Weihnacht! – Wenn der Christbaum blüht, Dann blüht er Flämmchen. Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt Uns mild. – Es werden Lieder, Düfte fächeln. – Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt, Wird dann doch gütig lächeln. Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! – Uns alle Kinder fühlen

Die Geburt Christi

von Rainer Maria Rilke Hättest du der Einfalt nicht, wie sollte dir geschehn, was jetzt die Nacht erhellt? Sieh, der Gott, der über Völkern grollte, macht sich mild und kommt in dir zur Welt. Hast du dir ihn größer vorgestellt? Was ist Größe? Quer durch alle Maße, die er durchstreicht, geht sein grades Los. Selbst ein Stern hat keine solche Straße. Siehst du, diese Könige sind groß, und sie schleppen dir vor deinen Schoß Advent-Austria Buchtipps: Schätze, die sie für die größten

Zeit

von Rainer Maria Rilke Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten, gleiten leise doch in uns hinein, aber wir verwandeln alle Zeiten; denn wir sehnen uns zu sein …. Weihnachtsgedichte Buchtipps:

Weihnacht

von Rainer Maria Rilke Die Winterstürme durchdringen Die Welt mit wütender Macht. – Da – sinkt auf schneeigen Schwingen Die tannenduftende Nacht… Da schwebt beim Scheine der Kerzen Ganz leis nur, kaum, daß du’s meinst, durch arme irrende Herzen der Glaube – ganz so wie einst… Advent-Austria Buchtipps: Da schimmern im Auge Tränen, du fliehst die Freude – und weinst, der Kindheit gedenkst du mit Sehnen, oh, wär es noch so wie einst!… Du weinst!…

Nachthimmel und Sternenfall

von Rainer Maria Rilke Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung, ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt. Und wir, zu ferne für die Angestaltung, zu nahe für die Abkehr hingestellt. Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn, bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen: Was ist begonnen, und was ist verflossen? Was ist verschuldet? Und was ist verziehn? Weihnachtsgedichte Buchtipps: